Expertenmeinung

Neugier am Arbeitsplatz: Warum sie gut fürs Geschäft ist und wie Sie sie in Ihrem Unternehmen fördern können

Dauer 4 minutes Aktualisiert am
Neugier am Arbeitsplatz: Warum sie gut fürs Geschäft ist und wie Sie sie in Ihrem Unternehmen fördern können

Warum Neugier am Arbeitsplatz wichtig ist

Wenn Sie die wichtigsten persönlichen Eigenschaften für den beruflichen Erfolg aufzählen müssten, stünde Neugier vermutlich nicht an erster Stelle. Jüngste Forschungen deuten jedoch darauf hin, dass ein Sinn für Neugier genauso wichtig für den Erfolg sein kann wie Intelligenz oder Ehrgeiz. Manager erkennen zurecht an, dass Wissbegierde ein starker Indikator für die Fähigkeit zur Problemlösung und zum kritischen Denken ist – Stärken also, die von allen Unternehmen geschätzt werden. Zugleich sind aber auch andere bemerkenswerte Charakterzüge damit verbunden. Menschen mit großer Neugier sind offener für neue Erfahrungen und finden Neues eher spannend als irritierend. Sie denken differenzierter und subtiler und können gut mit Mehrdeutigkeiten umgehen. Sie verfügen über ein höheres Bildungs- und Wissensniveau und sind besonders gut darin, neue Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Neugier eine sehr wichtige Eigenschaft leistungsstarker Menschen und Unternehmen ist.

Leider empfinden nur rund 24 % der Mitarbeitenden regelmäßig Neugier bei der Arbeit. Obwohl die meisten Führungskräfte angeben, dass sie diese Eigenschaft bei ihren Beschäftigten schätzen, ist es in der täglichen Praxis häufig so, dass die Unternehmen eine gewisse Schwerfälligkeit oder Trägheit an den Tag legen und die eigentlich erwünschte Neugier dadurch ungewollt ausbremsen. Prozesse und Arbeitsabläufe sind in Stein gemeißelt und für den Einzelnen kann es äußerst schwierig sein, den Status quo zu hinterfragen. Die Angst vor Veränderungen, falsche Vorstellungen und technologische Grenzen können eine durch Neugier motivierte Arbeitsweise ebenfalls behindern. Sie möchten erreichen, dass eine kreative Denkweise Ihr Unternehmen weiter nach vorne bringt? Dann müssen Sie diese Fähigkeit bei Ihren Mitarbeitenden wecken und fördern. Die Kultivierung einer von Neugier geprägten Herangehensweise bei Mitarbeitenden auf allen Ebenen kann Unternehmen dabei helfen, sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen und Probleme kreativ anzugehen und zu lösen.

Die Vorteile von Neugier am Arbeitsplatz

Jeder Mitarbeitende und jedes Unternehmen in jeder Branche kann von Neugier profitieren.

Auf individueller Ebene kann uns diese Eigenschaft davor bewahren, schlechte Entscheidungen zu treffen, zu denen wir aufgrund der uns eigenen Bestätigungstendenz neigen. Sie schützt uns davor, Menschen und Situationen aufgrund von Vorurteilen in Schubladen zu stecken, und erlaubt uns eine neue Sichtweise auf komplexe Probleme. Neugierige Menschen sind in der Regel aufgeschlossener und empfinden soziale Interaktionen mit ihren Kollegen deutlich positiver. Für die einzelnen Mitarbeitenden in großen Unternehmen kann dieser Charakterzug also durchaus ein Karriere-Boost sein.

Führungskräfte, die Neugier bei ihren Mitarbeitenden fördern und unterstützen, profitieren ebenfalls. Teams, in denen von Neugier getriebene Menschen zusammenarbeiten, erbringen bessere Leistungen und begegnen Herausforderungen auf neue und kreative Weise.

Auch für die Unternehmen ergeben sich große Vorteile. Abgesehen von der individuellen Herangehensweise bei der Problemlösung kann Neugier am Arbeitsplatz auch einen enormen Einfluss auf die Zufriedenheit im Unternehmen haben. Sie ist eng mit der Fähigkeit zur Empathie verbunden, weshalb neugierige Teams weniger Konflikte erleben. Wenn wir Probleme aus dem Blickwinkel anderer betrachten können, sind wir imstande, wirkungsvoller zu kommunizieren und Ziele einfacher zu erreichen.

Wie Sie Neugier in Ihrem Unternehmen fördern können

Nun, da wir die Vorteile von Neugier am Arbeitsplatz für die einzelnen Mitarbeitenden und die Unternehmen betrachtet haben, gehen wir auf die konkreten Maßnahmen ein, die Ihr Unternehmen ergreifen kann, um genau diese Eigenschaft bei seinen Mitarbeitenden zu stärken. Beim Lernen neigen neugierige Menschen dazu, sich außerordentlich gut selbst weiterzubilden. Sie wollen kontinuierlich Neues dazulernen, um sich immer bestmöglich vorbereitet zu fühlen – Autonomie und eine große Auswahl an Kursen sind dabei unabdingbar. Unternehmen, die sich dieser Dynamik bewusst sind, haben Lernmanagementsysteme eingerichtet, die Kurse zur Entwicklung verschiedener Kompetenzen bereitstellen. Viele andere Unternehmen gehen sogar noch einen Schritt weiter und stellen ihren Mitarbeitenden die Zeit und Ressourcen zur Verfügung, die sie brauchen, um ihre eigenen Lerninteressen unabhängig von der betrieblichen Relevanz zu verfolgen. Ganz gleich, welche Art von Schulungen ein Unternehmen den Lernenden anbietet: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die L&D-Teams die angebotenen Inhalte regelmäßig durch neue Kurse in unterschiedlichen Formaten, darunter auch Blended-Learning-Formate, ergänzen, um gerade neugierige Mitarbeitende immer wieder aufs Neue zufriedenzustellen.

Andere Unternehmen haben spezielle Fragerunden, sogenannte „Warum“-Tage, eingeführt, an denen die Mitarbeitenden dazu ermutigt werden, sich mit allen Aspekten ihrer Arbeit und ihrer Arbeitsweise auseinanderzusetzen. Auf diese Weise können die Mitarbeitenden die vorhandenen Systeme und Prozesse hinterfragen, um so nach neuen Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung zu suchen, die dem Unternehmen zugutekommen. Und Personalabteilungen sind gut beraten, Neugier in die Liste der Eigenschaften aufzunehmen, die bei der Neubesetzung von Stellen gefragt sind – um so im Laufe der Zeit immer mehr neugierige Mitarbeitende ins Unternehmen zu holen. Jeder dieser Ansätze ist in sich bereits wirksam, aber die Kombination einiger oder aller dieser Maßnahmen könnte Ihrem Unternehmen einen enormen Innovationsschub verleihen.

So bauen Sie eine starke Kultur der Neugier auf

Stellen Sie Ihren Mitarbeitenden die Ressourcen zur Verfügung, die sie benötigen, um ihre Wissbegierde zu stillen. Mindestens ebenso wichtig ist es jedoch, sie durch eine Kultur der Neugier zu motivieren, die bereits in der Führungsebene beginnt. Führungskräfte sollten die Neugier, die sie in ihren Teams sehen wollen, selbst vorleben und zugleich das Lernen belohnen und neugierige Mitarbeitende entsprechend anerkennen. Wenn die Beschäftigten den Mehrwert und die Vorteile sehen, werden sie diesen Charakterzug als eine wünschenswerte Eigenschaft begreifen, auf die sie sich konzentrieren und die sie entwickeln sollten.

Auf Personalebene ist es Aufgabe der Manager und Teamleiter, ihre Mitarbeitenden aktiv dazu zu ermutigen, Fragen zu stellen, Normen auf den Prüfstand zu stellen und Prozesse zu überdenken. Wenn Neugier am Arbeitsplatz vorgelebt und belohnt wird, fördert dies das innovative Denken in den Teams. Es ist wichtig, Voreingenommenheit und Vorurteile zu hinterfragen. Maßnahmen wie Ideenfindungs- oder Brainstorming-Sitzungen können Führungskräften dabei helfen, Innovation und Kreativität zu fördern.

Fazit

Der wirtschaftliche Nutzen von Neugier ist so groß wie nie zuvor. Sie verhilft dem Einzelnen zu herausragenden Leistungen in den Bereichen Problemlösung, kreatives Denken, Zusammenarbeit und Networking – alles Eigenschaften, die geborene Führungskräfte mitbringen. Aber auch in den zentralen Bereichen Teambildung und Innovation ist die Neugier von entscheidender Bedeutung. Für die Unternehmen zeigt sich der Nutzen einer von Neugier getriebenen Belegschaft in neuen Ideen, wirksameren Arbeitsabläufen und insgesamt besseren Ergebnissen. Unabhängig von der Unternehmensgröße oder der Branche ist Neugier für die einzelnen Mitarbeiten und für die Unternehmen gleichermaßen ein höchst wirkungsvolles Mittel. Die Entwicklung einer Kultur der Kreativität und des Hinterfragens ist ein Gewinn für alle!