Mobile Learning, auch mLearning genannt, wird immer mehr zu einem integralen Bestandteil der unternehmerischen Learning-Strategie. In vielen Unternehmen wird mittlerweile die Bring-Your-Own-Device- Strategie (BYOD) verfolgt, d. h. es wird anerkannt, dass die Lernenden ihr Lieblingsgerät zum Lernen verwenden möchten.
In diesem Artikel werde ich den Einsatz von mobilen Apps im Bereich Learning skizzieren. Mobile Apps zählen zu den Auslieferungsformaten, die über die zusätzliche Flexibilität verfügen, den E-Learning-Kurs auch offline auf Mobilgeräten zur Verfügung zu stellen. Eine Internetverbindung wird lediglich an zwei Stellen benötigt: um den Kurs einmalig herunterzuladen, bevor er mit oder ohne Internetverbindung angezeigt werden kann, und um den Fortschritt im LMS verfolgen zu können (die Fortschrittsdaten können nur über eine Internetverbindung an das LMS übermittelt werden).
mLearning verbindet damit den jederzeitigen ortsunabhängigen Zugriff mit verschiedenen Formen der Learning-Auslieferung. Für die aktuellen Mobilgeräte stehen Optionen wie formales Training, Zusatzmaterial zu formalem Training und bestimmte Performance-Support- Tools (PSTs) zur Verfügung.
Wo finden mobile Anwendungen ihren Platz in der heutigen Learning-Strategie?
In meinem früheren Artikel „Besserer ROI beim E-Learning“ hatte ich mich auf das Modell „Five Moments of Need“ (Fünf Bedarfssituationen) von Dr. Conrad Gottfredson bezogen, mit dem sich feststellen lässt, wann die Lernenden nach Unterstützung suchen.
Laut Gottfredson ist dies in den folgenden fünf Situationen der Fall:
1. wenn ein Aspekt zum ersten Mal erlernt wird (neu)
2. wenn der Lernende tiefer gehen und mehr lernen möchte (mehr)
3. wenn etwas angewendet oder eingeprägt werden soll (anwenden)
4. wenn ein Problem gelöst oder ein Fehler behoben werden soll (lösen)
5. wenn sich etwas verändert (ändern)
Wir werden nun sehen, wie dieses Modell dazu verwendet werden kann, auch mobile Apps beim Lernen richtig einzusetzen.
An welchen Stellen lässt sich mit mobilen Learning-Apps einen Vorteil erzielen?
Von den fünf Situationen, in denen die Lernenden Unterstützung suchen, haben die ersten beiden typischerweise mit dem formalen Training zu tun, während die letzten drei sich auf Performance Support Tools (PSTs) beziehen. Mobile Apps können gleichermaßen effizient für (mundgerechtes) formales Training und für zusätzliches formales Training eingesetzt werden.
Aber das ist noch lange nicht alles. PSTs (insbesondere Gedächtnisstützen, Checklisten, Tipps etc.) sind so konzipiert, dass sie den Lernenden während des Workflows zur Verfügung stehen. Wenn die Lernenden diese PSTs auf ihren Mobilgeräten nutzen können, werden sie sie auch eher auf der Arbeit verwenden wollen. Daher sind PSTs eine hervorragende Ergänzung für mobile Apps.
Erstaneignung von Wissen (formales Training)
Mobile Apps können für die Erstaneignung von Wissen verwendet werden, sofern dieses in kleine Pakete aufgeteilt ist.
- Sie sind gut für obligatorische Kurse geeignet (wie z. B. Compliance-Trainings), bei denen die zusätzliche Flexibilität des Zugriffs auf den Kurs auch ohne Internetverbindung zu höheren Abschlussraten innerhalb der vorgegebenen Zeit führen kann.
- Ferner können mit mobilen Apps Einführungsprogramme für neue Mitarbeiter erstellt werden.
Beispiel 1: Das Einführungsprogramm ist teilweise als mobile App verfügbar: Dies ist hilfreich für die neuen Mitarbeiter, da sie einen Teil der Informationen offline nachlesen können.
Zusätzlich zum formalen Training
- Mobile Apps sind gut dazu geeignet, formale Trainings (die online oder als integriertes Training durchgeführt werden) vorzubereiten oder nachzuarbeiten.
- So kann das Gelernte mit Hilfe von Übungen oder Videos/Beispielen/Szenarien gesichert werden.
Performance Support Tools (PSTs)
In diesem Bereich sind mobile Apps mehrfach geeignet:
- Change-Management- Maßnahmen
- Compliance-Maßnahmen
- Kurzübersichten über die wichtigsten Politiken, Prozesse, Richtlinien etc.
Social Learning
Dies ist ein neues Einsatzgebiet für mobile Apps und kann das gemeinsame Lernen fördern. Die Lernenden tauschen sich untereinander über ihre Erfahrungen aus und können auch Inhalte hochladen, die von den anderen Lernenden geprüft und geteilt werden können.
Auf welche Aspekte sollten Sie vor der Einführung von mobilen Apps im Bereich Learning achten?
- Learning-Strategie: Dies ist der Ausgangspunkt, und das L&D-Team muss geeignete Bereiche finden, in denen mit mobilen Apps gelernt werden kann.
- Die Learning-Kultur im Unternehmen: Es kann hinderlich sein, wenn die Mehrheit der Lernenden nicht mit auf Mobilgeräten basierendem Learning vertraut ist. Dem können die L&D-Teams mit Programmen entgegenwirken, in die sich mobile Apps gut einbinden lassen. Ausgehend von diesem Erfolg können dann andere Lernende motiviert werden.
- Unternehmenspolitik: Ebenfalls ist es möglich, dass zwar die Lernenden bereit für diese Art des Learnings sind, es jedoch keine unterstützende Politik im Unternehmen gibt. In solchen Fällen können mobile Apps im Rahmen bestimmter Maßnahmen eingesetzt werden (wie z. B. Change-Management-Maßnahmen), um das Bewusstsein zu stärken. Aufbauend auf diesen Erfolgsgeschichten wird das Management die Politiken eventuell entsprechend anpassen.
- Technische Probleme: Das LMS muss mobile Formate unterstützen, und falls hierfür eine Änderung oder ein Upgrade notwendig ist, kann dies mit hohen Kosten verbunden sein.
Wie wir bisher gesehen haben, lassen sich mit mobilen Apps sowohl informelle (z. B. Performance Support Tools) als auch soziale Learning-Modelle unterstützen. In mundgerechten Portionen können mobile Apps auch im formalen Training eingesetzt werden.