Darüber zu schreiben, wie eine ganze Mitarbeitergeneration Interesse an ihrem Job entwickelt, ist eine wunderbare Aufgabe. Sie wirft die Frage auf, wie aus dem Verhalten einer riesigen Personengruppe allgemeine Schlussfolgerungen abgeleitet werden können.
Denken alle Vertreter der sogenannten Millennial-Generation gleich? Nein, das tun sie nicht. In den von diesem und anderen Autoren verfassten Artikeln in diesem Blog wird unterstrichen, wie wichtig es ist, persönliche Trainingsprogramme zu entwickeln und sie bestmöglich an die Wünsche und den Lernstil jedes einzelnen Lernenden anzupassen. Der Wunsch nach Individualität wird genau wie bei den geburtenstarken Vorgängergenerationen auch bei den Millennials als charakteristische Eigenschaft angesehen. Es gibt aber bei den Millennials einige allgemeine Merkmale, die beim Einstellung-und Trainingsprozess als allgemeine Struktur verwendet werden können. Wie noch gezeigt wird, können sich solche Programme als unerwartet nützlich erweisen.
Sie werden nun vielleicht denken, dass alleine schon auf Grund der Kosten keine individuellen Schulungsprogramme entwickelt werden können und vom Management bestimmte Trainingsstandards festgelegt werden müssen. Doch dürfen Sie dabei nicht vergessen, dass die mobilen und interaktiven Technologien großen Raum für persönliche Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Gleichzeitig müssen auch Kompromissmöglichkeiten vorhanden sein – vielleicht ist dies in Bezug auf die Millennials eine wichtige Lektion.
Gute Führungskräfte sollten sich darüber im Klaren sein, dass es um das Ergebnis geht und bei der Ergebniserzielung Flexibilität wichtig ist, die sich an den unumstößlichen finanziellen Bedingungen orientieren muss. Der Begriff „Millennials-Generation“ ist eine zu starke Verallgemeinerung. Im Allgemeinen sind mit den Millennials jene gemeint, die zwischen 1980 und 2000 geboren sind, obwohl manchmal auch andere Daten genannt werden.
Als die Millennials zu arbeiten begannen, bemerkten die Unternehmen, dass die Interaktion mit der Arbeit (das „Mitarbeiter-Engagement“) rapide absank – auf den niedrigsten Stand seit fast einem Jahrzehnt. Was waren die Gründe dafür?
- Die Mitarbeiter des 21. Jahrhunderts haben eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne.
- Sie konsumieren ständig und überall Inhalte.
- Und was noch wichtiger ist: Sie zögern nicht lange damit, bei Unzufriedenheit den Arbeitgeber zu wechseln.
Sechzig Prozent der Millennials wechseln den Job nach weniger als drei Jahren, und die Unternehmen geben in jedem Jahr Milliarden aus, um die wieder frei gewordenen Stellen mit neuen Mitarbeitern zu besetzen. Kurz gesagt: Die Millennials suchen nach Unternehmen, mit deren wichtigsten Werten sie sich identifizieren können. So weit, so gut. Aber wie können wir die Millennials an unser Unternehmen binden? Einige gute Vorschläge dafür finden sich in dem kürzlich veröffentlichten Bericht eines Learning-Anbieters. Und viele dieser Vorschläge lassen sich nicht nur auf die Millennials anwenden, sondern auf alle Mitarbeiter. Für eine optimale Mitarbeiterentwicklung zu sorgen, ist für die Unternehmen nicht nur eine von vielen hilfreichen Maßnahmen, sondern schafft einen echten Nutzen.
- Die Millennials sind sich bewusst, dass der Weg zum Erfolg über die berufliche Weiterentwicklung führt. Training und Entwicklung werden als wichtigste Bestandteile der Beschäftigung angesehen, weil sie als bestes Mittel gelten, sich innerhalb eines Unternehmens und eines Fachgebiets weiterzubilden. Es stellt sich auch die Frage, ob sich nicht auch viele Vertreter der geburtenstarken Generationen, die heute in ihrer Karriere weit fortgeschritten sind oder sogar bereits am Ende stehen, mehr Gelegenheiten dafür wünschen würden, aktuelle Fähigkeiten zu erlernen.
- Das größte Anliegen der Millennials ist es, einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen. „Die Millennials sind ständig auf der Suche nach dem Sinn und fordern diesen mehr ein als je zuvor. Je besser Sie den Mitarbeitern vermitteln können, weshalb es Ihr Unternehmen gibt und inwiefern es sinnvolle Dienste leistet, desto besser stehen Ihre Chancen, die jungen Talente an Ihr Unternehmen zu binden.“ Es scheint, als würden die Millennials dort zur Sache gehen, wo ihre Vorgängergenerationen sich noch auf verbale Erklärungen beschränkten, nämlich bei dem Wunsch, eine bessere Welt zu schaffen.
- Die Millennials möchten selbstständig entscheiden, wie sie am besten arbeiten. Dabei geht es um etwas, das bereits seit Langem die Basis eines guten Managements bildet: „Sag mir, was du willst, und dann lass mich entscheiden, wie, wann und wo ich es für dich bekommen kann.“ Beim Militär wird dies Auftragstaktik genannt, d. h. es wird nur das Ergebnis vorgegeben. Im Gegensatz dazu steht die Befehlstaktik, bei der genau vorgegeben wird, wie das Ergebnis zu erzielen ist. Die Millennials sind die erste Generation, die fast vollständig mit Technologie erzogen wurde. Sie fühlen sich mit Technologie nicht nur wohl, sondern verwenden sie auch gerne und schätzen die mit ihr verbundene zeitliche und räumliche Flexibilität. Wenn man den Millennials Freiräume bei der Wahl ihrer Arbeitsbedingungen lässt, wird ein erheblicher Anteil von ihnen gute Arbeit leisten (was eine weitere Gemeinsamkeit mit vielen Vertretern der älteren Generationen ist).
- Die Millennials möchten sich nicht an „die alten Regeln“ halten. Und das ist gut für das Geschäft. Dahinter steht nicht der Wunsch, Regeln zu brechen, sondern die Suche nach neuen Wegen, Dinge zu tun. Diese Generation möchte die Welt verbessern.
- Die Millennials möchten tendenziell ihr Wissen immer weiter vertiefen. Obwohl die Millennials gerne von „zu viel Information“ sprechen, entspricht dies in der Regel nicht ihrer allgemeinen Einstellung. Sie sind an Tools gewöhnt, die ihnen jede gewünschte und benötigte Information liefert. Besonders schätzen sie die Konzepte Big Data / Data Mining und sind davon überzeugt, dass sich mit einer ausreichenden Anzahl von Fakten auch Antworten finden lassen. Sie wünschen sich umfassende und ehrliche Informationen und die Möglichkeit herauszufinden, was diese Informationen bedeuten. Erfüllen Sie den Millennials diesen Wunsch.
Learning und Weiterentwicklung betrifft alle Mitarbeiter während ihrer gesamten Karriere.
Dies gilt in gleichem Maße für junge Universitätsabsolventen wie für Mitarbeiter, die kurz vor der Rente stehen. Es ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen, dass ständiges Gehirntraining zu einer verlängerten Gehirnleistung führt. Zwar muss dies nicht unbedingt ein längeres Leben bedeuten, jedoch allemal ein Besseres. Während der gesamten beruflichen Laufbahn zu lernen und sich weiterzuentwickeln, ist auf keinen Fall schädlich für die Mitarbeiter oder ihr Unternehmen. Und es ist erstaunlich, wie viele Eigenschaften der Millennials auch auf andere Generationen zutreffen. Viele der Vertreter der geburtenstarken Generationen könnten noch weitere 20 Jahre arbeiten, die Generation X sogar noch viel länger. Fast alle Punkte gelten nicht nur für die Millennials, sondern auch für die anderen Generationen. Und alle Schlussfolgerungen über eine ganze Generation sind schon per definitionem zu stark vereinfacht. Von sorgfältig konzipierten und umgesetzten Programmen für mehr Sinn am Arbeitsplatz, für mehr Flexibilität bei Arbeitsvereinbarungen, für die Bereitstellung von ausreichenden Informationen und für den Aufbau einer Kultur des lebenslangen Lernens profitieren alle – denn es handelt sich um Maßnahmen, die den Mitarbeitern eine größere Bedeutung zusprechen und ihnen das Gefühl geben, eine Rolle zu spielen.